Webflow – eine Alternative zu WordPress? – Pro und Contra


30.11.2021
CMS

Seit einiger Zeit macht ein CMS namens Webflow die Runde. Es wird damit, moderne Websites ohne Wissen über Programmierung mit HTML, JS udn CSS verwirklichen zu können. Als Webentwickler muss ich bei neuen Entwicklungen zu CMS und Webtechnologie immer auf dem Laufenden bleiben. Deshalb habe ich mir Webflow mal näher angeschaut.

Was ist Webflow

Webflow ist eine sogenannte SaaS (Software as a Service) Anwendung. Das bedeutet, dass eine Software nicht vom Endkunden aufgesetzt, betrieben und administriert wird, sondern direkt vom Dienstleister. Der Kunde muss sich so nicht über Hosting und Updates Gedanken machen.

Webflow ist somit kein klassisches CMS, welches ich einfach so auf meinem Server installieren kann. Es kann nur direkt über Webflows Infrastruktur genutzt werden.

Im folgenden schaue ich mir mal an, was dafür und was dagegen sprechen würde.

Die Pro Argumente

Moderne Website Layouts ohne Codekenntnisse

Mit Webflow kann man tatsächlich moderne Layouts erzeugen. Der Editor ist relativ gut zu bedienen und vor allem Anwender von Adobe Produkten wird einiges bekannt vorkommen. Allerdings: Wer nicht weiß, was margins und was padding ist oder wie responsive Layouts funktionieren, wird hier keine guten Ergebnisse erzielen. Zwar kommt man mit Biegen und Brechen zu einem Ergebnis, dieses ist aber dann vermutlich nicht gut optimiert und aufwendig zu reparieren. Wer mit den mitgelieferten Designs aber schon absolut glücklich ist, kommt hier voll auf seine Kosten und wird innerhalb von kurzer Zeit eine fertige Website mit Webflow realisieren können.

Server Infrastruktur ohne technisches Know How

Der für mich wirklich großes Argument ist das SaaS Modell. Wer

Die Contra Argumente

Webflow ist nicht kostenlos

Klar: Software darf gerne was kosten. Immerhin steckt viel Entwicklung und vor allem Weiterentwicklung drin. Doch die meistens CMS im Umlauf sind kostenlos in der Grundfunktion. Erst durch Extensions oder Plugins wird dann zur Kasse gebeten. Eine reguläre Website lässt sich aber auch ohne weitere Kosten erstellen. Webflow hingegen hat sic im derzeit beliebten Geschäftsmodells der Cloudlösungen und SaaS (Software as a Service) positioniert. Das heißt, dass hier monatlich Kosten entstehen. Die Kosten sind zwar verhältnismäßig, aber dennoch sollte man sich dessen bewusst werden. Immerhin ist eine Website in der Regel mindestens 3 Jahre aktiv. Selbst beim günstigsten Kostenmodell würden sich daraus 432 USD für die Lizenz ergeben.

Das Geschäftsmodell basiert auf monatlich Kosten für den Service (Bereitstellung & Updates der Software und der Server). Ab 12 USD monatlich ist man dabei. Für Onlineshops sind es min. 29,- USD.

Webflow ist nicht Open Source

Kommen wir zum für mich größten Problem: Da es sich um eine Saas Lösung handelt, kann man sich das Programm als Entwickler nicht runterladen und den Code einsehen. Das hat mehrere Probleme:


1. Open Source Projekte sind von jedem einsehbar und viele Entwickler schauen sich den Code tatsächlich auf Github an. So werden ineffiziente Codes entdeckt, aber vor allem auch Sicherheitslücken aufgespürt.

2. Durch Kenntnisse des Codes kann man gezielt Erweiterungen programmieren und diese in das Ökosystem von WordPress einspeisen und ganz individuell für das Kundenprojekt anpassen.

3. Wenn man keine Einsicht in den Code hat, weiß man auch nicht, welche Daten dabei wie gehandhabt und eventuell erhoben werden. Hier vertraut man seine Daten und die Daten seiner Besucher komplett Webflow an.

Große Open Source Systeme sind in der Regel auf GitHub frei einsehbar und der aktuelle Code kann runtegeladen werden. Neue Codeelemente können hier diskutiert werden. Sogar eigene Codevorschläge kann man hier einbringen.

Webflow kann nicht auf dem eigenen Server gehostet werden

Aus dem Problem, dass der Code nicht ohne weiteres runtergeladen werden kann ergibt sich auch das Problem, dass ich mir nicht selber den Hoster aussuchen und bei belieben auch wechseln kann. Grundsätzlich kann man eine WordPress oder TYPO3 Website auf unzähligen Hostern betreiben. Man kann sich dabei ganz frei das Paket aussuchen. Daraus ergibt sich dann zum Beispiel der Serverstandort, die Hardware und die Geschwindigkeit. Bei Webflow muss man das nehmen, was durch Webflow vorgegeben wird. Den Webflow verkauft das Hosting und Website in einem Paket.

Eigener Code ist stark limitiert

Wenn Ihre Website nicht nur zur reinen Information dient, sondern auch Interaktionen wie z.B. Buchungen oder Käufe anbietet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie dafür individuelle Komponenten benötigen, die nicht nur die Optik, sondern auch Datenstruktur beeinflussen. Site Builder wie Webflow erlauben allerdings nur höchstens individuelles HTML, aber keine angepasste Logik im Backend. Individuelle Umsetzungen von komplexeren Anwendungen werden dadurch schwierig.

Individuelle Webanwendungen sind nicht möglich

Bei Open Source CMS ist es üblich, dass weitere Funktionen durch die Community mit eigenen Plugins oder Extensions angeboten werden. Individuelle Lösungen für individuelle Anforderungen stehen bei mir als Website Entwickler an der Tagesordnung.

Bei Webflow habe ich kaum die Möglichkeit, mit individuellen Code in die bestehende Struktur einzugreifen. Über eigenes HTML kommt hier kaum hinaus. Individuelle Anbindungen von APIs oder eigene Datentabellen sind so nicht möglich. Damit sind die Websites, die mit Webflow möglich sind stark limitiert.

Nicht für große Teams oder große Projekte ausgelegt

Eine große Website hat in der Regel mehrere Personen, die an ihr arbeiten. Dabei wird in der Regel mit Benutzerrollen und Benutzergruppen gearbeitet. Daraus ergibt sich, was ein Backenduser sieht und was ändern darf. Ein Admin darf mehr als ein Redakteur. Dieser wiederrum darf mehr als ein Autor. So lassen sich auch komplexe Systeme verwalten und Inhalte gut kontrollieren. Webflow bietet diese Möglichkeit nur sehr eingeschränkt.

Fazit

In meinen Augen fällt das Urteil sehr deutlich aus. Wer eine einfache Website braucht, um Informationen ansprechend aufzubereiten und darzustellen, sich dabei aber um nichts weiter kümmern will und am besten alles aus einer Hand haben will: Der kann hier zugreifen.

Aber selbst müsste man entweder die Website selber erstellen und befüllen oder – wie es wohl eher der Fall sein wird – einen Experten dafür beauftragen. Und genau hier kommt dann der Punkt, an dem Webflow keinen Mehrwert mehr bringt. Denn wenn man schon einen WordPress oder Webflow Experten holt, kann sich dieser in der Regel auch gleich um Hosting, Wartung und Sicherheit kümmern.

Passt Webflow zu Ihnen? Machen Sie den Test

Wie ist es bei Ihnen? Machen Sie den Test und erfahren Sie, ob für Ihr Projekt eher eine SaaS Lösungen oder eine traditionelle CMS Lösung in Frage kommt. Für den Test müssen Sie keine Daten von sich preisgeben. Es dient lediglich als Orientierung.