Hatten Sie das auch schon? Sie schreiben oder kopieren einen Text in Ihr CMS, alles sieht gut aus. Doch nach dem Veröffentlichen sind Teile der neuen Seite auf einmal kursiv – ganz ohne ihr Zutun. Was steckt hinter?
Sprache formt unsere Gedanken. Deshalb ist es aus pädagogischer Sicht wichtig, im gesprochenen und geschriebenen Wort rassistische Ausdrücke und diskriminierende Schreibweisen zu vermeiden. Die traditionelle Schreibweise bedenkt meistens nur die männliche Form was zwangsweise dazu führt, dass wir tendenziell Männer in diese Wörter hineindenken (Politiker, Anführer, Arbeiter, Helden, etc.). Aus diesem Grund befürworte ich eine geschlechtergerechte Wortwahl.
Nichtsdestotrotz hat man bei Websites das Problem, dass das Sternchen in Politiker*innen oder Anführer*innen bereits je nach Formatierung als Sonderzeichen einen Platz hat. Und zwar überall dort, wo Text mit der Auszeichnungssprache Markdown formatiert wird.
Markdown – was ist das?
Markdown ist eine Auszeichnungssprache, die programmübergreifend einfache Textzeichen in ganze Formatierungen verwandeln kann. So wird zum Beispiel aus:
# Überschrift
- eine Hauptüberschrift
## Überschrift 2
- eine untergeordnete Überschrift
und aus:
---
- eine horizontale Linie.
Siehe unten:
Wer mehr darüber erfahren will, kann hier was dazu lesen:
https://markdown.de/
Toll! Wo ist also das Problem?
Markdown reserviert auch für das Sternchen eine Formatierung. Wenn also ein Text ohne Leerzeichen mit dem Asterix (Sternchen) beginnt, interpretiert Markdown dies als Beginn einer kursiven Formatierung. Dies wird dann aktiv, sollte im Text abermals ein einzelnes Sternchen auftauchen. Damit würde an dieser Stelle die kursive Schreibweise enden.
Beispiel:
Ich bin normaler Text und *ab hier wird es kursiv*.
Das würde entsprechen zu:
Ich bin normaler Text und ab hier wird es kursiv.
Das ist an sich eine prima Idee. Als Markdown programmiert wurde, wurde jedoch eine geschlechtergerechte Schreibweise nicht mitbedacht. Dies führt nun zum Problem, dass geschlechtergerechte Texte unbeabsichtigt formatiert werden. Zum Beispiel in diesem Fall:
Mehrere Mitarbeiter*innen haben sich mit Vertreter*innen der Gewerkschaften getroffen.
Mehrere Mitarbeiterinnen haben sich mit Vertreterinnen der Gewerkschaften getroffen.
Hier würde Markdown einen kursiven Formatierungsbefehl vermuten, wo jedoch die Intention eine ganz andere war.
Wie kann man das also lösen?
Sollten Sie feststellen, dass Ihre Text mit Markdown umformatiert wird, gibt es die Lösung, dem Sternchen einen Schrägstrich von oben nach unten ( der da: \ ) voranzustellen. Geschrieben wird das dann ( * ). Dies macht Markdown deutlich, dass das nachfolgende Zeichen nicht bei der Formatierung mitgedacht werden soll.
Das Beispiel weiter oben sollte also in Markdown folgendermaßen geschrieben werden:
Mehrere Mitarbeiter\*innen haben sich mit Vertreter\*innen der Gewerkschaften getroffen.
Fazit – Übergangslösung oder dauerhaftes Problem?
In der Programmierwelt ist Englisch die Referenzsprache. Eine genderinklusive Sprache (Gender-inclusive language) im englischen Sprachraum hat nicht mit den gleichen Hürden zu kämpfen, wie im deutschen Sprachraum, denn die meisten Wörter haben einen neutralen Artikel und alle Geschlechter werden gleich formuliert (teacher -> Lehrer/Lehrerin). Da auch Markdown sich an der englischen Sprache orientiert, glaube ich nicht, dass sich das in den nächsten Monate und Jahren ändern wird. Wir müssen uns also erst einmal daran gewöhnen, Texte auch auf Formatierungsfehler hin zu überprüfen.
Dieses Problem entsteht übrigens nicht, wenn man Texte direkt im Website Editor schreibt, sondern beim Reinkopieren externer Inhalte. Diese sollten jedoch grundsätzlich bereinigt werden. Denn oftmals verbergen sich im scheinbar sauberen Word-Dokument zahlreiche Formatierungen, die man beim Kopieren nicht sehen kann.