Bald ist es wieder so weit. Deutschland wählt im September 2021 einen neuen Deutschen Bundestag. Derzeit bringen sich die Parteien bereits mit Leitlinien, Wahlprogramm und Kanzlerkandidat*innen in Stellung. Um Botschaften und Inhalte zu vermitteln, sind nicht nur Plakate, TV Auftritte und Social-Media Aktivitäten wichtig. Websites bündeln Informationen und sind für parteiübergreifende Inhalte die zentrale Anlaufstelle. Grund genug für mich, um mir die deutsche Parteienlandschaft mit Hilfe meiner neuen Webanwendungen metawebscore.de anzuschauen. Der Fokus liegt dabei nicht auf den Inhalten, oder auf Web-Design Aspekten, sondern auf den technischen Zustand.
Disclaimer: Die Daten basieren auf einer automatisierten, technischen Analyse. Weder Vollständigkeit noch die Richtigkeit der Daten kann garantiert werden. Bei den Ergebnissen handelt es sich nur um Momentaufnahmen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Websites fand beim Verfassen des Artikels nicht statt.
Die Methode
Mit metawebscore.de erfasse ich mit Hilfe von Schnittstellen und Projekten wie zum Beispiel Lighthouse verschiedene Scores einer Seite. Außerdem wird die Seite auf verwendetete CMS, Bibliotheken, Frameworks, Plugins und Drittanbieter abgeklopft.
Die Scores
Die Scores werden in einer Sternenwertung gemäßen. Optisch werden die Scores bei einer vollen Zahl durch jeweils einen Stern repräsentiert. Bis zu 0,5 wird durch einen halben Stern repräsentiert. Die Scores haben eine Genauigkeit von einer Kommastelle, weswegen zum Beispiel ein Score mit 4,9 höher wäre als 4,8, beide aber 5 volle Sterne angezegit bekommen.
Der Technik Score
Für den technischen Score fünf Kategorien relevant. Das SEO Rating überprüft die Webiste auf OnPage Optimierungen für die Website. Die Ladegeschwindigkeit wird anhand der Ladezeiten der ganzen Seite und einzelner Ressourcen gemessen. Neben diversen Server- und Cachingkonfigurationen können hier zum Beispiel nachladende Inhalte und optimierte Bilder für das jeweilige Endgerät hohe Wertungen erzielen. Die Codequalität bewertet. Es wird außerdem die Codequalität bewertet. Inwiefern beachtet die Website Website- und Codestandards eingehalten und sind diese auf dem aktuellen Stand? Die Barrierefreiheit prüft die Website auf Codeinhalte, die Menschen mit Handicaps beim Erfassen der Inhalte der Website helfen. Zuletzt wird geprüft, inwiefern sich die Website als Progressive Web App (PWS) eignet und somit dem User auch auf dem Smartphone und User Expierence wie in einer nativen App erlaubt.
Der Socialmedia Score
Der Socialmedia Score prüft die Website auf die Vernetzung mit anderen Menschen. Sei es über die Sozialen Netzwerke im B2C (Instagram, Facebook, YouTube usw.), B2B (Linkedin, Xing, usw.) Bereich, über Plattformen oder Zertifikate wie ProvenExpert, oder über Kontaktmöglichkeiten auf der Website (Adresse, Telefon, E-Mail, Chat-Bots, Messenger, etc.).
Der TechStack
Besonders interessant ist de TechStack. Mit welchen Programmen, Bibliotheken und CMS wurden die Websites erstellt. Dieser Bereich ist über die Codeanalyse der einzelnen Websites möglich. Dadurch kann die Analyse aber nicht vollständig sein, sondern bietet nur eine grobe Information.
Die Parteien
CDU / CSU
Die CDU legt mit einem Gesamtscore von 4,5 Sternen gleich mal ein vor. Man merkt der Seite in den Audits die Optimierung an. Sowohl SEO, Barrierefreiheit als auch Codequalität sind über 4,0. Lediglich die Geschwindigkeit lässt zu wünschen übrig. Bei einer Wertung unter vier lässt sich hier noch optimieren.
Beim TechStack gibt es hier direkt eine große Überraschung. Offensichtlich basiert die CDU Seite auf dem PHP Framework Laravel, welches normalerweise für komplexe Webanwendungen verwendet wird. Offen bleibt hier, ob an der Seite direkt eine Verwaltung im Backend dranhängt, oder ob es sich hierbei um eine individuelle CMS Lösung auf Basis von Laravel handelt. Das CSS wurde mit dem populären Framework CSS geschrieben. Die Vorteile sind schlanke CSS Dateien und schnelle Erstellung von funktionierenden Prototypen. Der Nachteil liegt beim „aufgeblähten“ HTML, da Tailwind teilweise schon fast an Inline CSS Styles Informationen erinnert. Der Cookie Consent wird über CookieBot abgedeckt. Auch bei der Trackinglösung verzichtet man auf Google. Das User Tracking erfolgt über eine selbstgehostete Lösung von Matomo bei ubgnet.de.
CSU
Die CSU kann bei einigen Punkten technisch durchaus mit Ihrer Website überzeugen. SEO und Barrierefreiheit sind sehr gut. Volle Punktezahl. Die Ladezeit ist laut Test jedoch unter aller Kanone. Hier sollte dringend nachgebessert werden.
Die Vernetzung in Sozialen Netzwerken hat einen Fokus auf den Endkundenbereich, was bei einer politischen Partei keine Überraschung ist. Als einzige hier genannte Partei vernetzt die CSU ihre Website auch in berufsorientierten Netzwerken und ist dort am stärksten über Schnittstellen verankert.
Die Website basiert auf TYPO3 und trackt die Userstatistik über Google Analytics. Ansonsten gibt es hier keine großen Erkenntnisse.
Die Grünen
Die Grünen bei metawebscore.de
SEO scheint auf jeden Fall bei den großen Parteien angekommen zu sein. Hier will man offensichtlich keine Conversions verlieren. SEO ist super, Barrierefreiheit leider nur ok. Die Ladezeiten sind nicht ganz so katastrophal wie bei der CSU, aber gut sieht anders aus.
Bei den Sozialen Netzwerken werden alle gängigen Kanäle bedient, die der Endverbraucher und potenzielle Wähler so verwendet.
Technisch wird auch hier mit Matomo getrackt. Am spannendesten ist das CMS. Mit Gatsby hat sich hier wirklich ein Exot eingeschlichen. Gatsby erstellt „statische Websites“ aus verschiedenen Quellen wie z.B. APIs, Yaml Dateien und Datenbanken. Dazu können zum Beispiel auch WordPress Datenbanken genutzt werden. Gatsby basiert auf ReactJS.
SPD
Technisch ist die SPD am besten aufgestellt. Sowohl bei SEO, Barrierefreiheit als auch bei der Codeoptimierung hat die Website spd.de die volle Punktezahl. Leider ist auch hier die Ladezeit nicht optimal, bei 2,5 Sternen aber immerhin noch im Mittelfeld.
Bei der Anbindung mit Sozialen Netzwerken hat die SPD alle Bereiche abgedeckt. Der B2C Bereich ist dabei, wie bei allen Parteine, hervorragend.
Technisch wird hier traditionell auf TYPO3 gesetzt. Tracking findet mit Matomo statt.
FDP
Im Score steht die FDP am schlechtsten da. SEO und Barrierefreiheit sind wie bei allen optimiert. Die Geschwindigkeit lässt aber auch hier zu wünschen übrig.
Ein Score für Soziale Netzwerke war bei der Website der FDP leider nicht möglich. Es kam hier wiederholt zu Fehlern.
Das CMS der Liberalen ist das US-amerkanische Drupal. In Deutschland ist das Open Source CMS weniger bekannt, erfreute sich aber in den USA in den letzten Jahren großer Beliebtheit.
Die Linke
Den höchsten Score erreichen die Linken. Technisch steht die Website der Linken gleichauf mit den anderen: Top Scores im SEO und in der Barrierefreiheit, nur Mittelmaß bei den Ladezeiten. Extrapunkt macht die Linke bei der Vernetzung der Website mit Sozialen Netzwerken und Kontakt-/Supportmöglichkeiten. Hier hat der Tracker die volle Punktzahl ausgegeben.
Technisch sind die Linken mit ihrer Website traditionell aufgestellt. TYPO3 auf einem Apacheserver. Das Frontend mit dem Framework Bootstrap und FontAwesome als Icon Bibliothek. Getrackt werden die User wie bei den meisten Parteien mit Matomo.
Fazit
Tracking
User Tracking und Targeting sind auch für Parteien obligatorisch, um ein besseres Bild über die Websitebesucher und damit auch über Interessenten und potenzielle Wähler zu bekommen. Erfreulich ist, dass dabei fast alle auf die Open Source Lösung Matomo (ehemals Piwik) setzen. Denn diese teilt die Daten nicht mit Google und kann im Zweifel auch selbst gehostet oder als eigene Instanz in der Cloud gehostet werden. So bleiben d Rie Daten beim Websitebetreiber. Lediglich die CSU greift auf Google Analytics zurück.
CMS
Mit zwei Seiten (CSU, die Linke) hat TYPO3 bei den Parteien die Nase vorn. Die FDP setzt auf das hier eher selten eingesetzte Drupal. Einen Sonderweg geht die CDU mit dem PHP Framework Laravel und die Grünen mit dem Single Web Application Framework Gatsby. Überraschend: Nicht eine Partei setzt auf WordPress.
Wieso nur diese Parteien?
Natürlich gibt es noch mehr Parteien in Deutschland. Ich habe mich allerdings auf Parteien konzentriert, die vermutlich auch im Bundestag landen werden (FDP? 🙂 )
Ferner wurden alle Parteien ausgeklammert, die menschenfeindliche oder demokratiefeindliche Einstellungen vertreten. Die brauchen hier keine Bühne.